Silberbesteck aus bester Handarbeit von Koch & Bergfeld


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Die Silberschmiede
aus Bremen

Die traditionsreiche Manufaktur Koch & Bergfeld macht
seit 1829 Messer, Gabel, Löffel als schöne Kunst. Mit
großem Können und auch heute noch immer mit der Hand.
 
TEXT: RENATE PEILER       FOTOS: ULRIKE HOLSTEN

Mit einem gewaltigen Donner fallen 500 Tonnen Gewicht aus der mächtigen Prägepresse herunter auf das knapp vier Millimeter dünne Silberblech, das haargenau in den Prägestock eingepasst ist. Der Urknall eines Silberlöffels. Der Werkzeugmacher trägt dicken Hörschutz.
 
Der ausgestanzte Rohling, von den Fachleuten Brandel genannt, braucht in der Bremer Silberschmiede Koch & Bergfeld dann noch mindestens 27 weitere Arbeitsgänge, bis aus ihm ein glänzendes Esswerkzeug geworden ist. Er wandert wachsweich erhitzt wieder und wieder in gusseiserne Prägestöcke, wird wieder und wieder millimetergenau in Form gebracht. An den Arbeitsbänken der Schneid-, Schleif-, Feil- und Poliermaschinen arbeiten weißbehandschuhte Silberwerker die signifikanten Merkmale des Bestecks heraus. Durch zusätzliches Feinversilbern erhält das Koch & Bergfeld-Silber dann noch seinen berühmten weißen Glanz. Nach einer 45-Minuten-Reinigung in einer Ultraschall-Waschanlage wird die Besteckoberfläche abschließend mithilfe von rotierenden Tuchscheiben und einer speziellen Paste auf Hochglanz poliert. Alles Stück für Stück reine Handarbeit. Nur die sieben Tauchgänge zum Versilbern in der Galvanik steuert ein Computer. Manpower bis zur Endkontrolle. Es ist brüllend laut in der Halle, die Luft ist stickig, kein Stäubchen, nirgendwo. Staub ist der Feind der Silberfertigung.

Das Silberschmieden ist ein stockkonservatives Handwerk. Im Kern hat sich in der Herstellung in Bremen seit 1829, als die Manufaktur von Gottfried Koch gegründet wurde, wenig geändert. Am Grundmaterial nichts, fast nichts an den Arbeitsgeräten und gar nichts bei den Mustern, also beim Design. „Das ist auch gut so. Bei uns gibt es keine Massenware aus computergesteuerten Maschinen. Wir leisten uns teure Handarbeit. Und erhalten mit dem Handwerk die Tradition, die Arbeitsplätze und uns allen die Freude am Machen."
Der Inhaber der Bremer Traditionsschmiede, Klaus Neubauer, ein eher hanseatisch zurückhal-tender Mann, wird leidenschaftlich, wenn es um sein Lebenselixier Silber geht. Zum Glück läuft es mit dem Edelmetall im Moment extrem gut. Der 51-Jährige: „Silber erlebt gerade einen irrsinnigen Höhenflug. Die Kurse steigen dramatisch, das Edelmetall ist so teuer wie nie. Wer jetzt nicht kauft, ist selber schuld. Kenner kaufen wieder Tafelsilber statt Immobilienfonds." Neubauers Geschäftspartner Wigmar Bressel ergänzt: „Silber liegt im Trend, altes Handwerk liegt im Trend, traditionelles Design liegt im Trend. Wir verarbeiten ausschließlich das qualitativ wertvollste Silber, Sterlingsilber, eine Legierung aus 925 Teilen reinem Silber und 75 Teilen Kupfer. Wir verarbeiten es in traditionellem Design und in Handarbeit. Also liegen wir voll im Trend. Glücklicherweise setzen jetzt auch junge Leute wieder auf Geschmack und Tradition."

Es ist zwar nicht mehr so wie früher, als dem Nachwuchs das erste Silber als Beißring quasi schon ins Taufbecken gelegt wurde, um den Sammeltrieb früh in Gang zu setzen. Wer aber in Sachen Tischkultur im Sternetempel sozialisiert wurde, der will mit den edlen Esswerkzeugen auch zu Hause glänzen. Da kommt das Statussymbol aus Sterlingsilber gerade recht. Die Jeunesse d'argent kauft gleich komplett, mindestens 24 Teile liegen dann in der kostbaren Edelholzschatulle, Anfangspreis um die 1800 Euro. Und die Jungen bestehen beim Silbernen auf die großen Klassiker Altfaden und Spaten Nr. 0. „Es gibt noch einen anderen Aspekt", erklärt der 38-jährige Bressel den Silbertrieb der Jungen. „Wer auf der Zunge feinfühlig geschult worden ist, will von nichts anderem essen. Silber hat einen hohen Genussfaktor, weil seine hohe Leitfähigkeit es sofort warm werden lässt. Silber ist nie so kalt wie Edelstahl. Im Gegenteil: ein richtiger Gaumenschmeichler."
Die Silberschmiede residiert in der Bremer Neustadt in einem adretten Backsteinensemble aus der Gründerzeit, das viel von einem französischen Lustschlösschen hat und wenig von einer Fabrik. Von hier aus belieferte die Schmiede schon immer Europas große Adelshäuser, Industriekapitäne und Großreedereien. 36 deutsche Botschaften legen heute das mit dem Bundesadler geschmückte Modell Belle Epoque von Gustav Elsaß auf, wenn hoher Besuch kommt. Der Schwund soll bemerkenswert sein. Neue, finanziell überaus potente und immer an üppigen Dekoren wie Rokoko und Ludwig XVI interessierte Kundschaft aus Russland und dem Orient ist dazugestoßen und ordert das teure, mit der berühmten Fußvase gestempelte Bremer Handgeschmiedete gleich in Mahagonikisten.
Haben die Silber-Profis noch einen Tipp für die gebeutelte, unprofessionelle Silberputzerin? „Paste und weicher Lappen. Macht Arbeit, ist aber optimal. Nur wenn Sie Ihr Silber nicht lieben, nehmen Sie Salz und Alufolie oder diese Aluplatten." Warum? „Weil Aluminium Ihr Silber entsilbert. Besser ist es, Sie benutzen Ihr Silber so oft wie möglich. Denn Silber läuft beim Liegen an - es ärgert sich dabei buchstäblich schwarz."

 
essen&trinken Dezember 2008

 

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