Deutscher Luxus ist mittelständisch
Weniger ist mehr. Zumindest wenn es um deutsche Luxusprodukte geht. Die Herstellersetzen auf diskretes, handwerklich solides Design, mit technischer Raffinesse.
Weniger ist mehr Modisch? Deutschland? Die Japaner winkten ab. Altmodisch, ernsthaft und rational, das klingt nach Deutschland. Modisch sind Franzosen und Italiener, fand die japanische Werbeagentur Dentsu heraus. Umfragen in Frankreich oder anderen Ländern bringen ähnliche Ergebnisse. Wer also mit dem Signum "Made in Germany" punkten möchte, sollte die Erwartungshaltung an deutsche Produkte befriedigen: technisch versiert, handwerklich solide und Designs fernab jeder Verspieltheit.
Mit dieser Schnörkellosigkeit punkten die Autos von Audi und BMW, die Küchen von Bulthaup und Poggenpohl, die Möbel von Rolf Benz und Interlübke und die Sportschuhe von Adidas und Puma. "Deutsche Luxusmarken sind substanzorientiert", sagt Antonella Mei-Pochtler, Luxus-Expertin und Geschäftsführerin bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group.
Weniger ist mehr, denn "weniger" ist der Verzicht auf alles Überflüssige. Im Ausland überzeugen deutsche Marken vor allem mit technischer Finesse oder Handwerkskunst, wie die Markenbewertungsagentur Brand Rating aus München ermittelt hat. Auf einem Luxus-Index deutscher Marken sieht Brand Rating die Automarke Maybach ganz vorn, vor den Glashütte-Uhren von A. Lange & Söhne und Porsche-Autos. In den Top 30 rangiert Besteckhersteller Robbe & Berking auf Rang 21, knapp vor der Bremer Silbermanufaktur Koch & Bergfeld.
Weltweit guter Ruf für deutsche Produkte
Nicht von ungefähr tauchen gleich zwei Besteckmanufakturen im Luxusranking auf: Vor allem mit "In-House"-Produkten wie Küchen und Möbeln, aber auch mit Glas und Porzellan (Rosenthal) oder mit Badarmaturen (Hansgrohe, Dornbracht) überzeugen die deutschen Unternehmen weltweit.
Zwei Drittel der Bundesbürger bewerten heimische Erzeugnisse nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach als Garanten für Qualität. "Auf Geiz folgt Reiz", resümieren auch die Konsumforscher der GfK in einer Studie: Statt nur zu Discountwaren greifen Kunden vermehrt zu Markenartikeln - die Lust auf Luxus wächst.
"Deutscher Luxus ist diskret", sagt Johannes Schneller, der Leiter der Mediaforschung bei Allensbach. Während die italienischen oder französischen Marken ihre Identität über den Luxus definieren, verstecken sich deutsche Marken geradezu hinter ihrer Technik oder der handwerklichen Qualität.
Und deutscher Luxus ist mittelständisch, sagt Brand-Rating-Chef Johannes Spannagl. Die meisten Unternehmen im Luxus-Index bleiben mit ihrem Jahresumsatz unterhalb der 100-Mio.-Euro-Schwelle.
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